Zitiert: Warum der „Weltspiegel“ wirklich in die „Todeszone“ soll

Die ARD-Programmdirektorin Christine Strobl sagte in einem dpa-Interview vor einigen Wochen:

„Der Montag soll unser relevanter Informationstag werden. Im Anschluss an die ‚Tagesthemen‘ können wir mit dem ‚Weltspiegel‘ die ideale Verbindung herstellen, um aktuelle Themen aus der ganzen Welt einzuordnen und zu vertiefen.“

Liest man den MK-Text, muss man diesen Satz wohl als Ablenkungsmanöver bezeichnen. Leder zitiert in diesem Zusammenhang aus einem Papier, das unter der Überschrift „Beschreibung des Mindestmengengerüsts für Das Erste und die ARD-Mediathek“ steht (und das auch mir vorliegt):

„Um 19.15 Uhr soll die ‚Sportschau‘ für einen starken Audience-Flow zur ‚Tagesschau‘ sorgen. Die erforderlichen Rechte hat die ARD bereits erworben, sodass hier die Möglichkeit besteht, mit attraktiven Fußball-Zweitliga-Rechten ergänzt um weitere Sportarten zuschauerattraktive Rechte optimal einzusetzen.“

Leders Analyse: Das „Versprechen mit einem besseren Audience-Flow“ sei nur eine „Tarnung“. Die ARD habe „teure Zweitrechte von der Fußball-Bundesliga und der Zweiten Liga erworben, die sie derzeit alle nicht so verwenden kann wie gewünscht“. Ergo:

„Die geplante Verlagerung des ‚Weltspiegels‘ dient also (dazu), Platz zu schaffen, um teure Sportrechte – in diesem Fall ‚attraktive Fußball-Zweitliga-Rechte‘ – ‚optimal einzusetzen‘. Die (…) DFL, die diese Rechte an die ARD verkauft hat, dürfte diesen Wunsch geäußert haben. Und die ARD-Programmdirektion erachtet es als ihre Aufgabe, dem nachzukommen.“

Um diese These zuzuspitzen: Die Interessen deutscher Fußballunternehmen zu bedienen ist den ARD-Hierarchinnen und Hierarchen wichtiger als zur besten Sendezeit ein Auslandsmagazin auszustrahlen.

René Martens, MDR Altpapier, 16.08.2021 (online)

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