Zitiert: Deutsche Streaming-Nutzer verschmähen lokale Inhalte

Nirgendwo in der EU ist die Schieflage zwischen Angebot und Nachfrage von lokalem SVoD-Content krasser als in Deutschland. […]

Die Straßburger Film- und TV-Beobachter – eine Institution des Europarats – kommen dabei zu dem Ergebnis, dass US-Content im Verhältnis zum Kataloganteil überdurchschnittlich, europäischer Content hingegen unterdurchschnittlich genutzt wird.

An der Spitze dieses Missverhältnisses steht: Deutschland. 65 Prozent der gesamten SVoD-Nutzungszeit hierzulande entfallen demnach auf amerikanische Serien und Filme, obwohl diese lediglich 41 Prozent des verfügbaren Angebots ausmachen. Im Durchschnitt von neun analysierten EU-Staaten liegt der Viewtime-Anteil für US-Content bei 61 Prozent, der Kataloganteil bei 45 Prozent. Umgekehrt sind die eigenen nationalen Programme nirgendwo so unbeliebt wie in Deutschland: Ganze acht Prozent der Viewtime stehen hier 18 Prozent Kataloganteil gegenüber. Im europäischen Durchschnitt sind Nutzung und Angebot ausgeglichen – bei jeweils zwölf Prozent. […]

Der radikale Gegenentwurf zur deutschen Streaming-Nutzung lässt sich bei unseren östlichen Nachbarn in Polen finden. Dort sind laut EAO nur sieben Prozent der SVoD-Kataloge polnischen Ursprungs, doch auf sie entfallen 14 Prozent der Nutzungszeit. Gleichzeitig ist Polen das Land mit dem niedrigsten Nutzungsanteil – relativ zum Angebot – von US-Inhalten. Weitere Länder, in denen sich lokale Produktionen stark überdurchschnittlicher Viewtime erfreuen, sind Spanien, Schweden und Dänemark. Neben Deutschland ist Frankreich das einzige Land, in dem die eigenen Programme ebenfalls untergewichtet werden – allerdings auf deutlich höherem Niveau: 13 Prozent der Nutzungszeit treffen auf 19 Prozent des Angebots.

Torsten Zarges, dwdl.de, 12.04.2024 (online)

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