Weil man es vor allem in der Kultur und im Sport allerdings oft mit Gesprächspartner:innen zu tun hat, die keine Lust zum Reden haben, weil sie lieber durch ihr künstlerisches Werk oder ihr sportliches Talent sprechen, und ohnehin nicht erklären können, wieso „schon nach 50 Metern der Tank leer war“, haben sich Journalist:innen Workarounds ausgedacht. „Wie glücklich sind Sie jetzt?“, „Wie ärgerlich ist das für Sie?“ sind beliebte Formulierungen in der Sportberichterstattung – was zunächst wie eine offene W-Frage klingt, ist exakt das Gegenteil: Dem Gegenüber wird eine Antwort in den Mund gelegt. Andere Kolleg:innen unterfüttern ihre Interviews gleich ausgiebig mit Antwortmöglichkeiten: „Hast du das ganze Album allein geschrieben, oder habt ihr euch jeden Abend getroffen und zusammen gejammt?“. Die Gefahr, dass ein maulfauler Rockmusiker knapp antwortet „Letzteres“ ist relativ gering, weil die meisten Menschen dann doch gern über sich selbst sprechen, und jedwede Bekundung von Interesse als Anlass dazu nehmen.
Jenni Zylka, MDR Altpapier, 02.05.2025 (online)