Zitiert: Wo sind die Frauen im Film?

Filmemacherinnen und ihre Leistungen werden seltener wahrgenommen und geraten schneller in Vergessenheit. Es ist also wenig erstaunlich, dass der Filmkanon der Bundeszentrale für politische Bildung keinen Film einer Frau auflistet. Dies sorgt dafür, dass der Filmberuf nach wie vor als „männlich“ wahrgenommen wird. Eine Ausnahme bildet das Bild der Schauspielerin, solange sie jung ist und den Körpernormen entspricht. Es ist daher vielleicht kein Zufall, dass der Gender Pay Gap in der Filmbranche mit 35 Prozent weit über dem Bundesdurchschnitt liegt. In manchen Filmgewerken wie der Kamera, liegt er sogar bei 58 Prozent. Ein notwendiger Kulturwandel zu einer geschlechtergerechten und diversen Industrie scheint überfällig. […]

Die mangelnde Beschäftigung weiblicher Filmschaffender ist eine der Hauptursachen für die große Lohnlücke in der Filmindustrie. Freiberuflich und pauschal schlechter bezahlt. Frauen in den kreativen Schlüsselpositionen: Ein weiterer Grund für die Lohnunterschiede zwischen Mann und Frau ist die Beschäftigungsart. In der Filmbranche sind gerade Menschen in den kreativen Schlüsselpositionen wie zum Beispiel Regisseur:innen oder Autor:innen freiberuflich tätig und werden pauschal für die jeweiligen Projekte bezahlt. Dabei ist für die Entlohnung entscheidend in welchem Format Menschen beschäftigt werden und wie hoch ein Film budgetiert ist.

Am Beispiel der gut untersuchten Beschäftigungslage bei Regisseurinnen kann man hier einen klaren Unterschied ausmachen.Der aktuelle Diversitätsbericht des Bundesverband Regie zeigt, dass die Regisseurinnenquote in den letzten Jahren einen Anstieg von 20 Prozent auf 29 Prozent erfahren hat. Diese positive Tendenz hat sich leider meist in den schlechter bezahlten Formaten und bei Filmen mit geringerem Filmbudget abgespielt. Die besser budgetierten Eventfilme, Blockbuster oder Serienhighlights werden meist immer noch unter den männlichen Regisseuren ausgemacht, mit unmittelbarem Einfluss auf das Lohnniveau. Die Regisseurinnen bleiben in der Entlohnung hinter ihren männlichen Kollegen, weil sie in den Formaten beschäftigt werden, die kostengünstiger sind und schlechter entlohnt werden. Aber auch indirekt hat dies Auswirkungen: Der Werdegang der Regisseurinnen wird bestimmt durch die Formate und Filme, die sie umsetzen dürfen. […]

In diesem Zusammenhang ist besonders die gestaffelte Bezahlung mancher Sender zu kritisieren. Anhand eines Punktesystems steigt die Entlohnung mit der Anzahl der für den Sender umgesetzten Projekte. Dieses vermeintlich gerechte System klammert aus, dass weibliche Filmschaffende allein schon deswegen ins Hintertreffen gelangen, weil sie weniger beschäftigt werden. Sie rutschen automatisch unter das Lohnniveau ihrer männlichen Kollegen. Von den Wiederholungshonoraren, die sich durch eine häufigere Tätigkeit ansammeln, ganz zu schweigen. […]

Transparenz herzustellen wäre so einfach. Große Produktionsfirmen, die Sendeanstalten und Streamingplattformen könnten mit einem Klick zeigen, wie die Teambesetzung vor und hinter der Kamera bei ihren Filmen aussieht und wie die Gagen der Schauspieler:innen verlaufen. Bisher werden diese Zahlen meist ehrenamtlich und von einzelnen Verbänden mühsam aus den Sendedaten herausgefiltert. […]

Der Umbau der Branche zu einer diversen und geschlechtergerechten Erzähl- und Beschäftigungskultur führt nicht nur zu gerechten (Lohn-)Verhältnissen. Filme von Frauen erhalten im Verhältnis mehr Filmpreise, sie laufen erfolgreicher auf Festivals und an der Box Office.

Esther Gronenborn, equalpayday.de/blog, 7.2.2023 (online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)