In jedem Fall braucht es ein Umdenken: Weg von der Idee, dass sich Journalismus überall selbst trägt – hin zu der Einsicht, dass er an vielen Orten als demokratische Infrastruktur verstanden und entsprechend unterstützt werden muss. Denn das zeichnet sich ab.
Die Finanzierung über Stiftungen birgt allerdings auch Risiken. Eines ist die Nähe zu den Geldgebern. Auch gemeinnützige Förderer verfolgen Interessen – thematisch, politisch oder strategisch. Schon der Anschein, dass Berichterstattung nicht vollkommen unabhängig sein könnte, kann die Glaubwürdigkeit eines Mediums beschädigen.
Ein anderes Risiko ist die zeitliche Begrenzung vieler Förderungen. Läuft das Geld aus, steht die Redaktion schnell vor dem Nichts. Genau das hat „karla“ in Konstanz erlebt: Das Projekt wurde 2021 mit großer Begeisterung gestartet, auch mit Hilfe von Stiftungsmitteln, hatte aber nach zwei Jahren kein Geld mehr. Man fand keine Anschlussfinanzierung; „karla“ orientierte sich um.
Wer also Journalismus fördern will, muss nicht nur dafür sorgen, dass Redaktionen unabhängig arbeiten können, sondern auch, dass es nach der Förderung weitergeht. Denn – das ist eine weitere Erkenntnis – gute Geschichten allein reichen nicht. Es braucht ein tragfähiges, langfristiges und transparentes Fundament.
Ralf Heimann, MDR 360G, 19.06.2025 (online)