‚Donald Trump ist bei der Debatte vollkommen durchgedreht‘, ist keine Meldung, zu der ein Tagesschausprecher in der Lage wäre. So legt sich auf den realen Wahnsinn der Ereignisse eine dicke Schicht aus tonal beruhigender Berichterstattung. Das liegt nicht daran, dass Medien Trump einen Gefallen tun wollen, sondern dass die Konventionen des medialen Erzählens, die sich über lange Zeit etabliert haben, sie dazu verpflichten. [….] Die Hilflosigkeit des Erzählens in Bezug auf Trump beruht nicht auf Inkompetenz der Medien, sondern im Gegenteil auf einer fast tragischen Kompromisslosigkeit ihrer Kompetenzen. Aber (…) es wäre auch problematisch, für eine Figur, die auf Regellosigkeit beruht, alle eigenen Regeln aufzugeben – auf einmal auf Neutralität und Objektivität vollständig zu verzichten und in ausgestellte Fassungslosigkeit zu verfallen und herumzuschreien. Gleichzeitig hat das sture Festhalten an den Tugenden des Qualitätsjournalismus dazu geführt, Trump auf eine Art zu normalisieren, die ihm politisch sehr genützt hat.
Johannes Franzen, uebermedien.de, 28.10.2024 (online)