Zitiert: Wie Skandale normalisiert werden

‚Donald Trump ist bei der Debatte vollkommen durchgedreht‘, ist keine Meldung, zu der ein Tagesschausprecher in der Lage wäre. So legt sich auf den realen Wahnsinn der Ereignisse eine dicke Schicht aus tonal beruhigender Berichterstattung. Das liegt nicht daran, dass Medien Trump einen Gefallen tun wollen, sondern dass die Konventionen des medialen Erzählens, die sich über lange Zeit etabliert haben, sie dazu verpflichten. [….] Die Hilflosigkeit des Erzählens in Bezug auf Trump beruht nicht auf Inkompetenz der Medien, sondern im Gegenteil auf einer fast tragischen Kompromisslosigkeit ihrer Kompetenzen. Aber (…) es wäre auch problematisch, für eine Figur, die auf Regellosigkeit beruht, alle eigenen Regeln aufzugeben – auf einmal auf Neutralität und Objektivität vollständig zu verzichten und in ausgestellte Fassungslosigkeit zu verfallen und herumzuschreien. Gleichzeitig hat das sture Festhalten an den Tugenden des Qualitätsjournalismus dazu geführt, Trump auf eine Art zu normalisieren, die ihm politisch sehr genützt hat.

Johannes Franzen, uebermedien.de, 28.10.2024 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)