Zitiert: Wie lokal ist lokal?

Einer Studie des Bundesverbandes Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) zufolge ist der Lokalteil der Zeitungen bei deren Leserinnen und Lesern zwar nach wie vor am beliebtesten, das hilft jedoch nur begrenzt, wenn trotzdem die wirtschaftliche Grundlage immer weiter wegbricht. Und wenn aus finanziellen Erwägungen immer mehr Lokalteile eingestampft oder vom Wettbewerber zugekauft werden müssen. Die Frage ist damals wie heute: Wie kann ein vielfältiges, unabhängiges journalistisches Qualitätsangebot auf lokaler Ebene realisiert und finanziert werden? Zu befürchten ist, dass das in vielen Regionen dauerhaft nicht mehr ohne eine direkte Förderung möglich sein wird. Denn lokale Medien versorgen die Bevölkerung nicht nur regelmäßig mit Informationen aus ihrer unmittelbaren Umgebung, sie übernehmen als vierte Gewalt auch eine wichtige Kontrollfunktion über politische und wirtschaftliche Akteure und deren Aktivitäten vor Ort. Gerade die personalintensive Investigativrecherche ist besonders teuer – sie ist aber auch das Herzstück der Berichterstattung.

Doch was ist eigentlich lokal? Was ist regional? Erlauben Sie mir an dieser Stelle einen kleinen Exkurs: Denn wenn das Thema Lokaljournalismus in großen und kleinen Diskussionsrunden mit Vertreterinnen und Vertretern der Medienpolitik oder gesellschaftlichen Akteuren zur Sprache kommt, wird früher oder später der öffentlich-rechtliche Rundfunk angesprochen. Im Fall von Berlin und Brandenburg wird dann meist darauf hingewiesen, dass der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) doch in der Region sehr präsent und ja auch lokaljournalistisch tätig sei. Diese Annahme ist falsch. Denn der RBB hat nach geltendem Staatsvertrag keinen lokalen, sondern einen regionalen Versorgungsauftrag (Paragraph 3 Abs. 2 RBB-Staatsvertrag). So hat der RBB in Brandenburg Regionalstudios und Büros in Cottbus, Frankfurt an der Oder, Perleberg und Prenzlau; Brandenburg hat aber insgesamt 14 Landkreise und vier kreisfreie Städte. Und auch Berlin ist nicht homogen, die 12 Bezirke haben jeweils eigene Entscheidungs- und Kontrollorgane. Wenn die Menschen also über Beschlüsse des Kreistags im Landkreis Potsdam-Mittelmark (212.000 Einwohner) oder über die Bezirksverordnetenversammlung von Neukölln (330.000 Einwohner) beim RBB informieren wollen, würden sie dort nicht fündig werden und eben auch nicht fündig werden sollen.

Anja Zimmer, medienkorrespondenz.de, 12.03.2021 (online)

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