Zitiert: Was in Los Angeles passiert ist

Fernsehzuschauer, die nicht selbst in L.A. leben, könnten den Eindruck bekommen, die ganze Stadt sei komplett verwüstet, sagte Late-Night-Host Jimmy Kimmel in seiner Sendung am Mittwoch. Trumps Lager würde gezielt „protest porn“ für Fox News kreieren. Kimmel schaltete deshalb ins Zentrum von L.A., wo Touristen und Familien entspannt in der Sonne flanierten.

Diverse republikanische Influencer bemühten sich wiederum nach Kräften, ihren Millionen Followern die Situation so dramatisch wie möglich zu schildern – ganz im Sinne Trumps, dessen Leute meinten, die Stadt „befreien“ zu müssen. […]

Die „New York Times“ zum Beispiel dokumentierte die Proteste akribisch in Text, Bild und mit Kartenmaterial. Demnach ereignete sich das ganze Szenario tatsächlich in einem sehr kleinen Teil der Metropole. Zu sehen sind vor allem friedliche Demonstrierende, aber auch einige, die Steine auf Polizeiautos werfen oder gegen Regierungsfahrzeuge treten. […]

Wie die Medienberichte wirken, hängt nicht nur von den Bildern ab, sondern auch von den Labels für das Geschehen. In deutschen Medien war von Protesten, Ausschreitungen und Zusammenstößen zu lesen – Begriffe, die ganz unterschiedliche Assoziationen wecken. Das gilt auch für die Razzien: Werden Menschen festgenommen, deportiert, gar gekidnappt?

Die USA-Expertin Annika Brockschmidt nutzte noch ein anderes Verb: Communities in Los Angeles würden von der US-Migrationsbehörde terrorisiert, sagte sie diese Woche in ihrem Podcast. Es würden wahllos nicht-weiße Menschen von der Straße aufgegriffen, um Abschiebequoten zu erfüllen (Details in diesem NBC-Interview).

„Die Art und Weise, wie die Razzien durchgeführt werden, war eine Provokation und Bedrohung“, sagte Brockschmidt. Trotzdem habe sich in einigen deutschen Medien die Erzählung verfestigt, dass die Eskalation nicht von der Regierung und der Einwanderungsbehörde ausgegangen sei, sondern von den Protestierenden. Auch über Polizeigewalt werde zu wenig berichtet.

Annika Schneider, Übermedien, 14.05.2025 (online)

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Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)