Jeder Marketeer kennt das Modell des Trichters, das veranschaulicht, wie über die verschiedenen digitalen Kanäle Verkäufe von Gütern organisiert werden. Schnell noch einmal erklärt: In der obersten Stufe des Trichters lenkt man erst die Aufmerksamkeit der Kunden auf ein Produkt. Dann zieht man sie über verschiedene Aktivitäten in diesem Trichter immer weiter nach unten. Man bespielt sie solange mit Werbung, bis sie sich für das Produkt interessieren, es schließlich begehren und am Ende kaufen.
Analysiert man die verschiedenen Angebote der Tech-Riesen in Relation zum Sales Funnel, wird sofort deutlich, dass sie die verschiedenen Stufen in diesem Trichter mit ihren marktbeherrschenden Angeboten besetzen. Im oberen und mittleren Trichter einerseits YouTube für Video-on-Demand sowie Facebook bzw. Instagram für Social Media, im unteren Trichter die Google-Suchmaschine, ganz unten dann Amazon für die Transaktion.
Dabei ist schon jetzt alarmierend, dass es sich bei den meisten dieser Angebote auf ihrem Feld um Quasi-Monopole handelt. […]
Aus dieser Perspektive macht Musks Twitter-Übernahme dann Sinn – denn Musks digitales Ökosystem verfügt aktuell über gar kein relevantes Angebot in diesem Sales Funnel. Der springende Punkt ist ja, dass in einer datenbasierten digitalen Wirtschaft nur der Zugang zum Funnel den Zugang zu den wertvollen Daten liefert – und damit Macht weit über den Funnel hinaus und bis in die angebotenen Produkte selbst. […]
Auch für Elon Musk gilt, dass die zukünftige Expansion der digitalen Wertschöpfung vorwiegend aus diesem Funnel her erfolgen wird. Wer hier starke, idealerweise marktbeherrschende Stellungen besitzt, kann diese nach Belieben in immer neue Produkte und Geschäftsmodelle expandieren. Aber genau an dieser Stelle ist Musk blank. Umgekehrt stellte Twitter das einzige denkbare Akquisitions-Target dar, um ihm einen solchen Zugang zum Funnel zu ermöglichen.
Martin Andree, meedia.de, 3.11.2022 (online)