Zitiert: Warum wir unabhängige evangelische Publizistik brauchen

Warum Kirchen gut daran tun, die unabhängige evangelische Publizistik zu unterstützen – und wie das gegen Medienwüsten in Deutschland helfen kann. […]

Schon heute gibt es nur noch rund 15 Onlinemagazine mit einer Spezialisierung auf „evangelische“ Themenfelder rund um Kirche, Religion oder Spiritualität. Wer die strategischen Entscheidungen der Medienhäuser in evangelischer Trägerschaft sowie der Landeskirchen der letzten Jahre beobachtet, kommt nicht umhin, festzustellen, dass die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing einen immer größeren Stellenwert bekommen, während journalistische Angebote zusehends aufgelöst werden oder still verschwinden. […]

Für die evangelische Publizistik ergeben folgende Schlussfolgerungen:

  1. Die evangelischen Landeskirchen sollten Publizistik als Funktion von Kirche begreifen. Damit ist nicht die Verkündigungsarbeit gemeint, sondern das Festhalten an professionellen journalistischen Angeboten. Diese Inhalte müssen exklusiv, interessant, unterhaltsam und vor allem relevant sein für die Zielgruppe.
  2. Die evangelische Publizistik muss alles dafür tun, die bestehende journalistische Infrastruktur zu erhalten, denn damit stärkt sie die Medienvielfalt in Deutschland.
  3. Eine Eigenständigkeit der journalistischen Arbeit ist unerlässlich. Guter Journalismus lohnt sich. Journalistische Qualität wird über eine hohe Professionalität der Mitarbeitenden erzielt, die hochwertig ausgebildet werden. Eine zuverlässige Berichterstattung schafft Vertrauen – und sorgt für wiederkehrende Leser*innen.
  4. Die Unabhängigkeit der Medienhäuser sollte bewahrt werden. Der ehemalige GEP-Direktor Robert Geisendörfer erklärte schon 1975, dass die Herstellung publizistischer Produkte nicht nach den „Regeln einer Verwaltungsbehörde” erfolgen dürfe. Sie sei vielmehr auf ein „Mindestmaß an autonomen Arbeitsabläufen angewiesen, die spontanes, aktuelles und sachgemäßes Handeln möglich machen. Publizistische Produkte gedeihen nie in reglementierten Räumen. Sie brauchen Freiheit, die nicht mit Schlamperei verwechselt werden sollte”, so Geisendörfer.
  5. Kirchen sollten den gemeinnützigen Journalismus fördern – etwa mit der Unterstützung von Organisationen wie dem „Forum gemeinnütziger Journalismus in Deutschland“. Denn dieser Journalismus ist oft auf Partizipation und zivilgesellschaftliche Prozesse ausgerichtet, welches zentrale Anliegen vieler kirchlicher Nonprofits sind. […]

Rieke C. Harmsen, sonntagsblatt.de, 09.05.2024 (online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)