Die Kolumne „Das Streiflicht“ in der „Süddeutschen Zeitung“ ist ein wunderbarer Ort für leise Beobachtungen über die großen Dinge. Aber welchen Platz haben solche Formate aus dem Print-Zeitalter noch im Digitalen, wo alle Inhalte gleichwertig nebeneinander stehe […]
Aber in der digitalen Welt wirkt es hoffnungslos verloren. Das ist kein Einzelschicksal, das geht vielen journalistischen Formen so, die davon leben, dass sie einen festen Platz in der Komposition eines abgeschlossenen Mediums haben. Das Internet atomisiert alles, beraubt es seines Kontextes. Ein Artikel, der aufgrund seiner Aufmachung oder seiner Platzierung in gedruckter Form den Leserinnen und Lesern deutlich vermittelt, dass er leicht gemeint und als Randbemerkung zu verstehen ist, steht online plötzlich mit dem gleichen Gewicht da wie ein Leitartikel oder eine Seite-3-Reportage – und ohne den Zusammenhang mit den Texten, die er vielleicht ergänzt.
Stefan Niggemeier, uebermedien.de, 08.07.2025 (online)