Das G-Wort findet sich auch gerne in logischen Zirkelschlüssen. Weil man annimmt, die junge Generation müsse ja wohl ein Interesse an einer lebenswerten Umwelt haben, werden diesbezügliche politische Aktionen (etwa in Lützerath oder an anderen Knotenpunkten von Klimaschutzprotesten) als Generationenkonflikt beschrieben – alle gegen die Boomer. Unter 30 also alle grün und nachhaltig, darüber hingegen alle unbelehrbar fossil. Was den bequemen Nebeneffekt hat, dass man sich als Mensch in den besten Jahren unzuständig zurücklehnen kann: Die neue Generation wird es schon richten! […]
Nur mühsam verschleiert der G-Begriff mangelnde Kenntnisse und die Abwesenheit jeglicher Neugier, denn eine Generation ist ein Begriff aus der Naturbeobachtung, es gibt immer eine neue, und die vorige wird älter und stirbt irgendwann.
Nils Minkmar, sueddeutsche.de, 9.1.2023 (online)