Beim Übergang ins Jahr 2024 präsentiert sich Lateinamerika wie ein buntscheckiger Flickenteppich. Zu Beginn dieser kaleidoskopartigen Schau auf das Geschehen im Erdteil, unser Hinweis auf eine Reportage, die in der genossenschaftlich organisierten deutschen TAZ erschienen ist und ein dramatisches Erbe der politischen, sozialen und kulturellen Realität in Chile beschreibt. Es wird von den herrschenden Kreisen seit Generationen unter den Teppich gekehrt: der lange Leidensweg der Mapuche, des grössten indigenen Bevölkerungsteils der 20-Millionen-Nation am Pazifik.
Das Schicksal dieser Ureinwohner war 2022 Gegenstand der Beratungen über eine neue Staatsverfassung. Dabei waren die Interessenvertreter linker und indigener Gruppen in der vom Volk gewählten Kommission stark vertreten und versuchten, die Rechte der seit zwei Jahrhunderten missachteten und unterdrückten Menschen mit ähnlichem Nachdruck zu formulieren, wie das um 2007 im benachbarten Bolivien geschehen war. Die Mehrheit der Stimmberechtigten schien diesen neuen Akzent im Grundgesetz jedoch nicht zu goutieren – jedenfalls wurde der Verfassungstext insgesamt klar abgelehnt.
Romeo Ray, infosperber.ch, 14.11.2024 (online)
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