Man macht es sich eben gern zu leicht. Schlechte oder mittelmäßige Filme waren und bleiben immer vor allem schlechte Filme und können nicht als „Publikumserfolge“ schöngeredet werden. Und natürlich braucht das Fernsehen Filme, die ankommen. Gute Filme und gleichzeitig echte Popularität – das ist schwer (und das schafft auch das deutsche Kino ja kaum). Aber es müsste bei allem weiterhin das Ziel sein. Jede Vorabend-Folge kann über sich selbst hinauswachsen, wenn man sie lässt. Nun werden jedoch in der konkreten Programmdebatte immer häufiger Sätze gesetzt wie: „Das ist alles noch viel zu intellektuell.“
Mithin erweitert sich also die Kampfzone. Es macht sich Hochkultur-Feindlichkeit, Literatur-Allergie, Bewusstseinserweiterungs-Verhinderung breit. Die Modernisierung einer Romanvorlage wird postwendend abgelehnt, weil es sich bei dem Stoff um große Literatur handelt. Gerade in unseren jetzigen Zeiten, in denen allenthalben vereinfachende Propaganda Konjunktur hat, muss man doch in der Fiktion möglichst komplex arbeiten. Damit wir alle nicht beim Denken komplizierter Gedanken und beim Fühlen komplizierter Gefühle völlig aus der Übung kommen. Und das geht wiederum immer einher mit komplexen innovativen Darstellungsformen.
Der medialen und inzwischen auch wachsenden humanen Abstumpfung in jeder Form wollen wir ja entgegenwirken.
Dominik Graf, sueddeutsche.de, 26.08.2024 (online)
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