Ich spreche von der typischen „Trotz-der-Behinderung“-Narration. Eine behinderte Person wird nicht als Mensch mit Rechten dargestellt, sondern als Held*in, die „trotz“ Behinderung irgendetwas geschafft hat. Oder umgekehrt als Opfer oder Sorgenkind. Dabei kommt die betroffene Person mit all ihren anderen Eigenschaften nicht selbst zu Wort. Diese Perspektive reduziert Menschen auf ihre Behinderung – statt ihre Forderungen, Kompetenzen und Lebensrealitäten in den Mittelpunkt zu stellen. Diese Art der Berichterstattung ist nicht neutral – sie ist entpolitisierend. Statt strukturelle Barrieren zu thematisieren, individualisiert sie Probleme: Es geht dann nicht um fehlende Barrierefreiheit, sondern um den Willen einer Person, sich „durchzukämpfen“. Dabei wird Aktivismus oft auch romantisiert oder lächerlich gemacht, und echte Kritik am System bleibt außen vor.
Raul Krauthausen, neuemedienmachxs, 18.06.2025 (online)