Es ist dies ein Wandel mit erheblichen Folgen. Denn mit dem Auszug der Fachredakteure versiegte in vielen Redaktionen die Diskussion über journalistische Standards und über deren Umsetzung im Alltag. Machtbewusste Technokraten – häufig ohne Fachgebietswissen und nicht selten aus politischen Gründen auf ihre Position gebracht – gaben zunehmend den Ton an. Sie trafen in den Anstalten auf prekär beschäftigte Mitarbeiter mit Jahresverträgen, die in der Regel für gestalterische Hinweise ihrer Vorgesetzten aufgeschlossener waren als Autoren, die wirtschaftlich unabhängiger waren.
Eine Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks also, soll sie eines Tages denn wirklich gelingen, muss die Bedeutung journalistischer Standards auf verschiedenen Ebenen wieder hervorheben und vermitteln. Und zugleich muss sie viele strukturelle Probleme in den Rundfunkanstalten angehen. Das alles werden die Öffentlich-Rechtlichen vermutlich nur mit Hilfe von außen bewältigen können. Und ob die Reform am Ende wirklich gelingen wird, ist wahrlich nicht absehbar. Doch nicht zuletzt der Fall Gelbhaar zeigt wieder einmal, dass es jetzt höchste Zeit wird
Peter Welchering, Cicero, 21.02.2025 (nicht online)