Zitiert: „Lauchhammer“ ist so „schön schrecklich ostig“

Eine Fiction-Serie ist Märchen, Fantasie, Kunstfreiheit und keinesfalls zu verwechseln mit einer näherungsweise realitätsverpflichteten Dokumentation. Und der soziale Hintergrund der Story ist nun mal hart, rau, ruppig, das Leben an und mit der Kohle kein Ponyhof.

Andererseits kann man es aber auch übertreiben mit der szenenbildnerischen Härte, Rauheit und Ruppigkeit Und das tut sie mächtig gewaltig, die Kooperation von Mitteldeutschem Rundfunk, Radio Berlin Brandenburg, ARD Degeto, Arte und der Produktionsfirma Moovie.

Die Lausitz von „Lauchhammer“ besteht eigentlich nur aus Tagebaulandschaften und Verkommenheit Alles hier ist Staub und Dreck, die Orte, die Gebäude, die Wohnungen. Die Menschen tragen gerne Namen wie Jennifer, Maik, Dustin und Jackie, haben entweder nichts zu tun oder Zwielichtiges, sie trauern der DDR nach oder sind Klimaaktivisten an der Grenze zur Legalität. Zudem tragen sie meist hässliche Billig-Klamotten, kleben vor Schweiß Der MDR ist stolz auf den Lausitz Thriller „Lauchhammer“. Leider sieht „der Osten“ in der Serie aus wie ein West-Klischee aus den Neunzigern und haben, so sie Drogies sind, auch noch schlechte Zähne. Sogar die Polizei residiert in einer Kraftwerks-Schaltzentrale, fahrt nur Schrottkarren und ist durchwirkt von vierschrötigen Antipathen. Der einzige Wessi ist natürlich Immobilien-Abzocker in Anzug und Cowboystiefeln.

Derart keimig ist das Setting dieses reanimierten Ost-Klischee-Sortiments aus den Neunzigern, dass man nachjeder Folge den Drang verspürt, unter die Dusche zu springen.

Oliver Reinhard, Sächsische Zeitung, 13.10.2022 (online)

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