Zitiert: Kultur für alle? Ja, aber nicht so

Die Gesellschaft braucht engagierte öffentlich-rechtliche Kulturberichte. […] Gut wäre es dabei, wenn die Aufmerksamkeit der vergangenen Tage als Antrieb genutzt würde, auch noch einmal prinzipiell über die Kulturberichterstattung im Fernsehen nachzudenken. Der Eindruck ist jetzt nämlich, dass man das öffentlich-rechtliche Kulturfernsehen teilweise gegen sich selbst verteidigen muss. […]

Es ist wirklich interessant, warum die ARD hier so verzagt agierte. Das wird einem doch in jedem Management­coaching beigebracht: Kritik als Gelegenheit nutzen, um das eigene Vorhaben noch einmal zu erläutern. Doch da kam in diesem Fall halt nichts. […]

Die Wendung „Kultur für alle“, auf die Mischke sich beruft, ist ein Begriff mit Geschichte. Der damalige Kulturdezernent der Stadt Frankfurt am Main, Hilmar Hoffmann, hat ihn noch in der alten Bundesrepublik in die Debatte eingebracht, gerade auch im Kontext von TV-Berichterstattung über Kultur. Verbunden gewesen war das mit einem Bildungs- und Vermittlungsgedanken. Die Eigengesetzlichkeit von Kunst sollte einem breiten, interessierten Publikum aufgefächert werden. […]

Wer sich in der Mediathek die letzten Sendungen von „titel, thesen temperamente“ anschaut, wird feststellen, dass sie jetzt schon nicht eben einen reflektierten, die Rolle von Kunst und Kultur immer auch mitbedenkenden Kulturbegriff pflegten. Kultur wird nicht befragt. Stattdessen wird affirmativ das jeweilige Thema als bedeutend gesetzt und mit Interviewschnipseln illustriert. […]

Offenbar aber müssen sich die Kulturredaktionen der ARD gegen ein im Grunde kulturfernes Management durchsetzen – und können das nicht. Vielleicht ist jetzt aber zumindest deutlich geworden, dass es höhere Ansprüche an öffentlich-rechtliche Kulturberichterstattung gibt, als die Leitungsgremien es sich vorstellen können.

Dirk Knipphals, taz.de, 10.01.2025 (online)

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Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)