Wo sie – namentlich bei BR und NDR – aber „klar“ noch üben müssen, ist der televisionäre Konservatismus. Die neue „Reportagereihe“ gleichen Namens will eine nicht nur gefühlte Lücke im öffentlich-rechtlichen TV-Meinungsspektrum schließen. Das ist aller Ehren wert, aber „Klar“ schmeißt dabei öffentlich-rechtliche Grundsätze in einer Art und Weise über den Haufen, dass sich die Sendung ihre hämische Resonanz selbst zuzuschreiben hat. „Ich bin Julia Ruhs. Und wir sagen, was falsch läuft“, fängt der Versuch eines konservativen TV-Haltungsjournalismus an. Und geht in stakkatohafter Undifferenziertheit leider so weiter.
Die Masche: Wir sagen 45 Minuten all das und lassen es so stehen, was woanders zwar auch gesagt, aber dann zusätzlich hinterfragt und eingeordnet wird. […]
Natürlich lässt es sich prima darüber aufregen, dass Menschen zwar als Asylsuchende abgelehnt werden, dann aber doch den demokratischen Rechtsweg beschreiten und bleiben dürfen, weil es in ihren Heimat- oder aufnahmepflichtigen Ländern drunter und drüber geht. Aber wollen die, die sich aufregen, wirklich, dass Rechtsstaatlichkeit nur für Deutsche gilt und nicht – wie es im Grundgesetz immer noch heißt – für Menschen? Und wäre es in einer komplexen Welt nicht gerade Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Journalismus, zu erläutern, warum das so ist? Vieles ist in so einer Welt eben längst nicht „klar“ – auch wenn viele es gerne so hätten.
Steffen Grimberg, turi2, 17.04.2025 (online)