Aber von Leuten um mich herum? Von Familie, Freunden, Nachbarn? Von Abendblatt-, Tagesspiegel- und SZ-Lesern, die es irgendwie für plausibel oder wahrscheinlich halten, dass die Regierung anruft, um uns zu sagen, wie die Sendung zu laufen hat?
Ich frage dann zurück: Hast du zugeschaut, wie ich letztens den Bundespräsidenten nach seiner Verantwortung für die zunehmende Abkehr von der Demokratie gefragt habe? Hast du gesehen, wie ich vom Verteidigungsminister etwas Stichhaltiges über die Risiken einer Nato-Mitgliedschaft der Ukraine hören wollte oder vom ukrainischen Außenminister über Korruption in seinem Land und den Sinn eines Kampfes gegen eine russische Übermacht? Unsere Gesprächspartner sind nicht immer glücklich, wenn sie bei uns in der Sendung waren. Sie sind manchmal genervt, gelegentlich auch beleidigt. Und das ist gut so. […]
Man kann streiten, ob der öffentlich-rechtliche Rundfunk zu rechts, zu links, zu westlich, zu wenig divers, zu alt, behördenschwer oder einfach nur cringe ist. Diesen Streit gibt es übrigens – soweit ich weiß – schon so lange, wie es den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gibt.
Jessy Wellmer, sueddeutsche.de, 30.08.2024 (online)
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