Um jüngere Zielgruppen zu erreichen, gehen Spitzenpolitiker:innen im Wahlkampf und auf Promo-Tour auch in Formate, mit denen sie sonst wenig Berührungspunkte haben. Doch vor lauter Ehrfurcht versteifen sich deren Gastgeber:innen zu Mini-Maischbergers, beobachtet Peer Schader. […]
Am Ende sind diese Aufeinandertreffen meistens seltsam unentschlossene Begegnungen: Die Politiker:innen geben sich betont locker, ihre Gastgeber:innen betont seriös – und verspielen dabei die Chance auf echte Interaktion. Was als Schachzug auf Wahlkampf und Buch-Promotion einzahlt, führt vor allem dazu, dass sich die beteiligten Entertainment-Talente unter Wert verkaufen.
Aus Angst, dem hohen Besuch nicht gerecht zu werden, lassen sie genau die Qualitäten vermissen, die sie und ihre Formate sonst auszeichnen. Die Politik erreicht so zwar neue Zielgruppen, aber auf Kosten derer, die diese sonst unterhalten. Womöglich wäre es klüger, wenn die Hosts einfach das täten, was sie am besten können – und Politiker:innen sich dieser Situation dann ehrlich stellen müssten.
Peer Schrader, dwdl.de, 19.01.2025 (online)