Arno Franks aktuelle 3sat-Apologie für den „Spiegel“ steht unter der Überschrift „Weil ich etwas erfahre, von dem ich gar nicht wusste, dass ich es gern gewusst hätte.“ Das, so Frank, leiste 3sat bzw. das Magazin „Kulturzeit“.
Was bei Frank ebensowenig vorkommt wie in bisher ungefähr allen Diskussionsbeiträgen zur Zukunft von 3sat: die Rolle, die das Programm für die Autoren und Produzierenden von Dokumentarfilmen spielt. Am vergangenen Wochenende hat immerhin die Duisburger Filmwoche diese Funktion betont:
„Die mögliche Verschmelzung (von arte und 3sat) stellt die Zukunft des Dokumentarfilms im Fernsehen infrage. 3sat ist ein langjähriger Kooperations- und Gesprächspartner der Duisburger Filmwoche, gestaltet das Rahmenprogramm des Festivals aktiv mit und ermöglicht die Produktion und Ausstrahlung von Dokumentarfilmen. Gemeinsam setzen wir uns für die Wahrung von Filmkultur und ästhetischen Standards ein, die in Zeiten der zunehmenden Verengung von Diskursen immer wichtiger werden (…) 3sat ist einer der wenigen Sender, der noch über eine eigenständige Dokumentarfilmredaktion verfügt (…) Sollte 3sat wegfallen oder mit ARTE verschmelzen, würde ein großer Teil des Resonanzraums für den Dokumentarfilm verloren gehen – in Produktion und Rezeption. Der Rückzug des Dokumentarfilms aus dem Fernsehen, den wir bereits seit Jahren mit Sorge beobachten, würde sich dadurch stark beschleunigen.“
Untertrieben ist das nicht, weil dieses Genre in anderen Sendern praktisch nicht mehr stattfindet. Der Dokumentarfilm spielt auch bei Arte kaum noch eine Rolle (siehe eine Petition der AG Dok). Dort nehmen nämlich überformatierte journalistische Dokumentationen Überhand. Anderswo, etwa in der ARD-Mediathek, gehen Dokumentarfilme wegen schlechter Platzierung unter. Oder ihre Präsenz wird dadurch vorgetäuscht, dass auf Produktionen zum Beispiel das Etikett „ARD Dokumentarfilm“ drauf gepappt wird, obwohl es sich gar nicht um Dokumentarfilme handelt.
Was mit der Zukunft von 3sat zum Beispiel konkret auf dem Spiel steht: die Nachwuchsförderreihe „Ab 18“, in der unformatierte kürzere Dokumentarfilme gezeigt werden. Hier können sich Regisseure ausprobieren und einen Stil finden, und nicht zuletzt lässt sich mit diesen Filmen ein jüngeres Publikum an das Genre Dokumentarfilm heranführen.
René Martens, MDR Altpapier, 10.10.2024 (online)