Die Frage ist also, wie man mit einer Kolumne umgeht, die das Publikum nicht amüsiert, sondern schockiert. Kein vernünftiger Mensch erträgt den Hunger in Gaza, den massenhaften Tod von Zivilisten, und viele möchten keinen einzigen Witz darüber lesen. Es gibt nun mal Geschehnisse, über die man keine Witze macht, und der Hungertod gehört dazu. Seit Beginn des modernen Journalismus ergeben sich solche Situationen, und es gibt nur eine gute Antwort: Die Einwände und Empfindungen anderer Autoren zu publizieren, also weitere Stimmen um einen Text zu bitten.
Journalismus ist nicht Social Media, hier muss es einen Pluralismus der Meinungen geben, den man aushält, auch in Bezug auf die eigene Arbeit. Ein Wochenblatt, das Debattenressorts und ähnliche Zweifelforen eröffnet, schmeißt einen Text raus, für den es Druck gibt? Man tut per imaginierter Zeitmaschine so, als habe es den Artikel nicht gegeben?
Eine gute, eigentlich nicht unübliche Sache wäre gewesen, man lädt für die nächste Ausgabe andere Autorinnen mit anderen Meinungen ein und bereichert den Diskurs.
Nils Minkmar, sueddeutsche.de, 01.07.2025 (online)