Zitiert: Depublikation ist eine Reaktion aus dem Arsenal der Spießer

Die Frage ist also, wie man mit einer Kolumne umgeht, die das Publikum nicht amüsiert, sondern schockiert. Kein vernünftiger Mensch erträgt den Hunger in Gaza, den massenhaften Tod von Zivilisten, und viele möchten keinen einzigen Witz darüber lesen. Es gibt nun mal Geschehnisse, über die man keine Witze macht, und der Hungertod gehört dazu. Seit Beginn des modernen Journalismus ergeben sich solche Situationen, und es gibt nur eine gute Antwort: Die Einwände und Empfindungen anderer Autoren zu publizieren, also weitere Stimmen um einen Text zu bitten.

Journalismus ist nicht Social Media, hier muss es einen Pluralismus der Meinungen geben, den man aushält, auch in Bezug auf die eigene Arbeit. Ein Wochenblatt, das Debattenressorts und ähnliche Zweifelforen eröffnet, schmeißt einen Text raus, für den es Druck gibt? Man tut per imaginierter Zeitmaschine so, als habe es den Artikel nicht gegeben?

Eine gute, eigentlich nicht unübliche Sache wäre gewesen, man lädt für die nächste Ausgabe andere Autorinnen mit anderen Meinungen ein und bereichert den Diskurs.

Nils Minkmar, sueddeutsche.de, 01.07.2025 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)