Das Problem ist meiner Meinung nach nicht die mangelnde Fähigkeit von Staaten, auf diese Plattformen zuzugreifen und sie zu regulieren. Sondern es ist die im Kapitalismus gesetzlich verbriefte Aufgabe dieser Unternehmen, eben nicht Menschen zu vernetzen und Demokratien zu fördern, sondern Geld zu verdienen. Sie verdienen ihr Geld, indem sie unsere Aufmerksamkeit an Werbetreibende verkaufen. Um diese Aufmerksamkeit zu erhalten, müssen sie uns süchtig machen und uns entzweien. Und keine Regulierung der Welt könnte so weit gehen, zu sagen, das dürfen diese Plattformen nicht mehr tun. Das größere Problem ist also das Geschäftsmodell dieser Unternehmen. Es diktiert im Grunde ein zerstörerisches Verhalten. […]
Die Alternativen müssen wir anbieten. Soziale Netzwerke, die nicht in erster Linie die Aufgabe haben, Geld zu verdienen, sondern die die Aufgabe haben, ein öffentlicher digitaler Raum zu sein. Damit dieser Raum erfolgreich sein kann, damit die Leute dorthin wechseln, muss dieser Raum interoperabel sein. Ich muss also auch, wenn ich auf Instagram oder Tiktok bin, die Inhalte dieser neuen Plattform sehen können. Die Plattformen müssen eine gemeinsame Sprache sprechen. Die großen Unternehmen müssen zur Interoperabbilität verpflichtet werden, die wollen das nämlich überhaupt nicht. Eine der neuen Plattformen, die wir dann gründen könnten, wäre eine, die eben nicht dieses für demokratische Gesellschaften ultimativ toxische Geschäftsmodell braucht.
Marina Weisband, verdi.de, 15.05.2025 (online)