Zitiert: Bieten Streaming-Anbieter nur alten Wein in neuen Schläuchen

Die Bedenken von Georg Seeßlen und Peter Kosminsky, Streaming-Anbieter würden alten Wein in neuen Schläuchen anbieten und dabei vorwiegend einen amerikanischen Look bevorzugen, sind nicht ganz falsch, greifen aber aus zwei Gründen zu kurz. Zum einen sehen US-Produktionen wie beispielsweise die Serie „Living with Yourself“ – in der Paul Rudd als schluffiger Werbefachmann seinen Platz in der Welt von seinem eigenen Klon streitig gemacht wird – oftmals gar nicht so amerikanisch aus. Zum anderen bieten Netflix und Amazon Prime Video zahlreichen lateinamerikanischen, europäischen und asiatischen Filmschaffenden die Möglichkeit, eine länder- und regionalspezifische Ästhetik zu erproben. Dass diese Freiheit, wie etwa in der ersten deutschen Streaming-Serie „You Are Wanted“ (Amazon Prime Video) von und mit Matthias Schweighöfer (vgl. MK-Kritik), dazu verwendet wird, um den amerikanischen Look akribisch nachzuahmen, ist nur eine Seite der Thematik. Dagegen führt „Dark“ von Baran bo Odar, Jantje Friese und Martin Behnke vor Augen, inwiefern eine Serie mit einem Atomkraftwerk, saurem Regen und griesgrämigen Gesichtern ausgesprochen deutsch aussehen kann, mit ihrem kunstvoll verflochtenen Zeitreise-Drama aber zugleich internationale Standards des seriellen Erzählens erfüllt.

Manfred Riepe, medienkorrespondenz.de, 15.03.2020 (online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)