Sicherheit und Datenschutz im Netz – Safer InternetDay der EU

 

09.02.2010

 

„Was drin ist, ist drin“

Eigenheimbesitzer wissen: wenn man seine Rollläden nicht regelmäßig hochzieht, ist das für potentielle Einbrecher ein sicheres Zeichen, dass man längere Zeit nicht zu Hause ist. Abhilfe schafft z. B. eine programmierbare Schaltzeituhr. EC-Kartenbesitzer wissen, PIN und Karte bewahrt man am besten nicht am selben Ort auf. Autobesitzer wissen, Taschen offen auf den Vordersitzen in parkenden Fahrzeugen wecken Begehrlichkeiten. Passanten wissen, auf Märkten oder bei anderen Menschenansammlungen verwahrt man seine Wertsachen am besten am Körper.

 

 

 

PC-Besitzer wissen …
ja, was eigentlich? Man steckt keinen fremden USB-Stick in seinen Laptop? Wer Onlinebanking macht, sollte keine Cola trinken? Man benutzt keinen Nadeldrucker? Wie bitte? Während ganze Generationen bei Sendungen wie “Vorsicht Falle!” oder “Nepper, Schlepper, Bauernfänger” auf die Schlechtigkeiten der realen Welt vorbereitet wurden, scheint das Wissen über die virtuelle Welt mehr als unterentwickelt zu sein.

Oder wussten Sie, dass ein vermeintlich harmloser Werbe-USB-Stick unsichtbare Software enthalten kann, die von Ihnen unbemerkt, irgendwo auf der Welt bösen Menschen meldet, welche Tasten für eventuelle Passwörter Sie gerade drücken, dass eine Cola-Dose, Kaffeekanne oder auch nur Ihre Augen am PC-Arbeitsplatz helfen können, Ihren Bildschirm auszuspionieren, dass die Geräusche eines Nadeldruckers Auskunft geben, welchen Text Sie da gerade drucken? Dann hören Sie mal in diese beiden Vorträge hinein, gehalten am 9. Februar 2010, am SaferInternetDay während einer Veranstaltung des Verbraucherschutzministeriums und des Interessenverbandes der IT-Branche BITKOM

 

http://www.konsumentdigital.de/index.php?id=539

 

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Datensicherheit und Verbraucherschutz als Forschungsthema – Was kann die Wissenschaft leisten? Prof. Dr. Michael Backes – Universität Saarbrücken

 

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Konkrete Gefahren im Netz – Karsten Kinder, SySS GmbH

Das mögen exotische Fälle sein, doch die Palette der Fallen beim Umgang mit Computer und Netz sind schier unendlich und stehen den Gemeinheiten in der realen Welt in nichts nach. Der wesentliche Unterschied: auf die Nepper, Schlepper, Bauernfänger im Netz wurden und werden wir bis heute nicht mit derselben Sorgfalt vorbereitet. Stattdessen werden zu Millionen Computer weltweit okkupiert, in sogenannten BOT-Netzen zusammen gefasst, um z. B. die unsäglichen Werbeemails potenzverstärkender Mittel zu versenden. Es wird Schadsoftware eingeschleust, die der organisierten Kriminalität helfen, an Ihr Geld oder persönliche Daten zu gelangen. Aber auch legales Datensammeln, kann zum Problem werden, wenn sich persönliche Meinungen, Auffassungen, Vorlieben ändern, damit das Bedürfnis wächst, seine digitalen Spuren im Netz zu löschen. Jedoch: “Die Grundregeln des Internets sind: das Netz vergisst nichts. Oder anders ausgedrückt: Was drin ist, ist drin.” (Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner)

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Doch das größte Problem aus Verbrauchersicht ist offenbar das Pendant zur realen Drückerkolonne: die Abofalle. Laut Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) die Top 1 der Beschwerden, wie Bundesvorstand Gerd Billen am Rande der Veranstaltung beklagte.

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Aufklärung tut Not. Insofern war der Safer Internetday im Umweltforum ein wichtiger Beitrag zur Sensibilisierung im Umgang mit dem Cyberspace. Eingebettet in zeitgleich stattfindenden Veranstaltungen in ganz Europa, war man so eine Stimme im Orchester für mehr Sicherheit im Netz.

In der Außenwirkung sicher ein Aufrütteln für mehr Problembewusstsein, zeigte sich jedoch innerhalb der Veranstaltung, die rund sieben Stunden andauerte, das Dilemma des Gegenstandes. Spionage, Abofalle, Lauschangriff, Kontenklau, Spammschleuder, google view, Soziale Netzwerke, neuer Personalausweis – das Thema Internetsicherheit ist so unendlich breit, dass die Programmverantwortlichen ein großes Themenallerlei servierten, um der Problematik Herr zu werden. Hätte Stephanie Freifrau zu Guttenberg nicht wegen Krankheit abgesagt, wäre auch noch über Kinderpornographie diskutiert worden. Eine bessere inhaltliche Strukturierung, Konzentration auf einen Themenschwerpunkt hätten der Veranstaltung sicher gut getan und das Abwandern der Zuschauer nach einer viel zu langen Mittagspause (1h30) möglicherweise verhindert.

 

Doch der Erkenntniswert war dennoch ausreichend, den Internetalltag nun mehr aufmerksamer zu sehen. Sei es sich gedanklich gerieben zu haben an einer Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner, die google verbieten möchte, alles oberhalb von 1 Meter 80 zu fotografieren, um die Privatsphäre der Menschen zu schützen. http://www.konsumentdigital.de/index.php?id=536

 

Wie das allerdings funktionieren soll, wo doch normale Fotografen seit Jahrzehnten alle öffentliche Räume vom Boden bis in die den Himmel hinein knipsen dürfen, das blieb offen. Auch ob es sinnvoll ist, dies wirklich jenseits des Prinzipiellen durchzusetzen. Ist es z. B. nicht von Vorteil zu sehen, ob eine Urlaubsunterkunft das hält, was die Katalogfotos versprechen? Wächst nicht auch gerade eine Generation heran, der es weniger auszumachen scheint, sich offener zu präsentieren? Eine kulturelle Frage, die glücklicherweise in der Podiumsdiskussion angeschnitten wurde.

 

 

Letztlich ist es die Suche nach dem optimalen Verhältnis von Sicherheit und Freiheit, das individuell unterschiedlich beantwortet wird und nur im Diskurs zu einem gesellschaftlichen Konsens führt. Dazu hatte die Veranstaltung ohne Zweifel beigetragen. Jörg Wagner

 

Fazit:

Wissenswert: ***
Unterhaltungswert: **
Kontaktwert: **
Ambiente: **

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Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)