„Visionen“ für die sächsische Filmlandschaft

Die zu entwickeln und zu beschreiben hatte sich der Sächsische Filmverband zwar nicht für seinen diesjährigen Filmsommer vorgenommen, jedoch eine Diskussionsrunde unter diese Überschrift gestellt. Es zeigte sich, dass dies mit sieben Teilnehmerinnen und Teilnehmern (eine Frau, sechs Männer) mit der Fishbowl-Methode nicht so einfach ist. Dabei hatte man es doch geschafft, von fast allen wichtigen Institutionen jemanden am Tisch zu haben: ein Staatsekretär, ein Fraktionschef und ein Ausschussvorsitzender der regierungstragenden Fraktionen, ein Landesfunkhausdirektor des MDR und der Geschäftsführer der MDM, dazu der Chef der Bürgschaftsbank, eine Produzentin und der Filmverbandsvorsitzende.

 

Wer Schritte für die Zukunft entwickeln will, der sollte auch einmal zurücksehen. Welche Ziele wurden angestrebt, welche erreicht.

 

Als der frühere MDR-Intendant die Outsorcing-Politik des MDR in der zweiten Hälfte der 80er Jahre vorantrieb, wollte er Leipzig in die Bundesliga der Medienstädte bringen. Als der Freistaat Sachsen eine hohe Förderung zum Bau der Leipziger Media City bewilligte, wollte er dieses Ziel unterstützen. Dazu wurde auch die Mitteldeutsche Medienförderung gegründet. Deren Aufgabe ist es „die Film- und Medienkultur zu stärken …die Leistungsfähigkeit von Unternehmen der Filmkultur-, Fernsehkultur- und Medienkulturwirtschaft zu stärken und die Branchenansiedlung zu intensivieren, die Qualität und Wettbewerbsfähigkeit von Film-, Fernseh- und Medienproduktionen zu erhöhen und weiterzuentwickeln, die Wirtschaftskraft der drei Länder im Medienbereich zu verbessern und damit auch Ausbildung und Beschäftigung zu sichern.“

 

Doch wie sieht es jenseits aller Regionaleffekte und gewonnenen Filmpreise aus? Wie viele Firmen in Sachsen können einen Tatort oder gar eine lang laufende Serie produzieren? Wie viele Firmen können einen Kinofilm selbst stemmen? Und – sind es in den letzten Jahren mehr oder weniger geworden?

 

Woran liegt es, dass Firmen Insolvenz anmelden? Daran, dass sie schlecht wirtschaften? Oder werden sie so schlecht bezahlt, dass sich der Tag der Insolvenz schon ablesen lesen – wie  L.E. Vision vor Jahren war. Weder Politik, noch MDR und MDM waren in der Lage, dieser Firma eine Perspektive zu offerieren. Wer sich mit dem Fak beschäftigt hat, weiß, dass es hier nicht betriebswirtschaftliche Fehler das Ende einläuteten, sondern die Vergütungspraxis.

 

Der Freistaat hat einen Etat von über 17. Mrd. Euro im Jahr. Die Wirtschaftsförderung liegt bei über 700 Mio. Euro. Der MDR hat einen Etat von weit über 700 Mio. Euro im Jahr. Der Fernsehdirektor kann über 120 Mio. Euro ausgeben, die drei Landesfunkhäuser haben noch einmal zusammen über 90 Mio. Euro. Der Etat der MDM liegt bei 14 Mio. Euro.

 

Doch Politik, Sender und Medienförderung können mehr machen, als Geld zu geben. Die Staatsregierung könnte dafür sorgen, dass es eine Beschreibung der hiesigen Medienlandschaft gibt. Sie könnte einen entsprechenden „Medienlandschaftsbericht“ in Auftrag geben. Es geht erst einmal um eine Bestandsaufnahme. Die Politik könnte dafür sorgen, dass entsprechende Branchenetzwerke und Kooperation gezielt gefördert werden. Der MDR könnte fair und angemessenen bezahlen und müsste zum verlässlichen Partner für die Firmen werden. Die MDM müsste mehr auf Kino-, denn auf TV-Projekte setzen  und so fördern, dass eingesetzte Mittel auch urückflie0en.

 

Natürlich müsste man sich dazu absprechen, eine gemeinsame Förderstrategie entwickeln. Wenn man jedoch der hiesigen Medienlandschaft nach langer Zeit mal wieder einen Wachstumsschub verpassen möchte, dann ist dies ein Weg. Ein Medienlandschaftsbericht könnte dazu eine gute Grundlage liefern.

 

Der Koalitionsvertrag, die erhöhte Förderung der Filmverbände und Festivals sind die zwei ersten richtigen Schritte. Weitere müssen folgen. Ein „Medienlandschaftsbericht“, also eine Bestandsaufnahme, steht als nächster an.

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)