Zitiert: Zukunft der ARD-Mediathek

Hinzu kommt insbesondere in Bezug auf die ARD, dass die ARD-Mediathek nicht über den Auftrag, die Verantwortung und das Budget verfügt, „selbst Inhalte zu erstellen. Das ist im Sinne der notwendigen Transformation der gesamten ARD zu einem Online-Medienverbund ein schwerer Fehler. Die Produktion der Inhalte wird in Organisationseinheiten veranlasst, die in der Pfadabhängigkeit der Fernsehproduktion stehen.

Sendeplätze und stereotype Formatregeln bestimmen nicht nur die äußeren Daten (Dauer und Aufbau der Produktionen), sondern auch die Inhalte der einzelnen Beiträge. Es kann kaum erwartet werden, dass die Fernsehredaktionen imstande sind, für einen Teil ihrer Produkte die traditionellen

Denkweisen aufzubrechen und die Gegenbilder zu ihren Fernsehsendungen selbst zu entwickeln. Hinzu kommt, wie die jüngste Bewegtbildstudie der ARD/ZDF-Medienforschung eindrucksvoll zeigt, dass die Schnittmenge zwischen Zuschauern des linearen Fernsehens und Nutzern non-linearer Bewegtbildangebote äußerst gering sind, nämlich nur zwischen 11 und 19 Prozent beträgt.

Daraus ergibt sich, dass die Mediathek an Akzeptanz nicht nur im zahlenmäßigen Sinn deutlich gewinnen kann, wenn sie sich inhaltlich in nennenswertem Umfang von den Produktionen der linearen Programme absetzt. Ich halte es daher überhaupt nicht für absurd, sondern für absolut sachdienlich, eine Zahl in den Raum zu stellen: Wenn der ARD-Mediathek 500 Mio. Euro jährlich (statt derzeit 11,3 Mio.) aus dem vorhandenen Budget der Landesrundfunkanstalten zur Verfügung gestellt würden und sie dazu mit Verantwortlichkeiten ausgestattet würde, die denen der Programmdirektion des Ersten entsprechen, könnte sie einen brauchbaren Beitrag zur Transformation der gesamten ARD leisten. Die Mittel müssten selbstverständlich aus dem linearen Programm abgezogen werden, was deutliche Veränderungen auch der Organisationseinheiten in den Landesrundfunkanstalten mit sich ziehen würde. Dies wäre in meinen Augen eine sinnvolle Konkretisierung der von einigen Medienpolitikern und auch von Unternehmensleitungen der ARD vorgeschlagenen »Flexibilisierung« der Produktions- und Verbreitungsschwerpunkte.

Prof. Dr. Hermann Rotermund in Bezug auf das Telemedienkonzept für die ARD-Mediathek, 19.11.2021 (online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)