Zitiert: Wir dürfen Kritik an ARD und ZDF nicht dem rechten Spektrum

Mein erster Kritikpunkt ist, dass unsere Gesellschaft begreifen muss, wie wichtig für unsere Demokratie, gerade wenn wir in die USA und nach Großbritannien schauen, ein gemeinwohlorientierter, kritischer und unabhängiger, digitaler, diverser ÖRR ist. Wir dürfen die Kritik daran nicht dem rechten Spektrum überlassen. Es sind unsere Medien, die von uns allen finanziert werden. ….

Mein zweiter Punkt sind die hierarchischen Strukturen. Monika Wulf-Mathies hat bei ihrer Untersuchung zu „Me too“ im WDR die hierarchische Struktur angemahnt und von »Machtsilos« gesprochen. Daran hat sich trotz eingesetzter Arbeitsgruppen wenig geändert. Die Redakteure und Redakteurinnen haben kaum noch Gestaltungsfreiheit, und ihre Verantwortung ist ausgehöhlt. Kreativität braucht jedoch Freiheit und Vertrauen. …

Und mein dritter Kritikpunkt ist die schwache Kontrolle. Den Gremien, deren Aufgabe es ist, die Sender zu überwachen, fehlt der Einblick, die Innensicht. Offiziell dürfen sie sich gar nicht mit Redaktionen austauschen. Gremien müssten professionalisiert werden, sie sollten instandgesetzt werden, um der Geschäftsleitung Paroli zu bieten. Vielen Gremien genügt es, in der Nähe der Medienprominenz zu sein. …

Sicher ist für mich, dass sich das Klima innerhalb der Sender zunehmend verändert hat. Um gutes Programm zu machen, brauchen Redakteurinnen und Redakteure Freiheit und Entscheidungsspielräume, auch die Freiheit, Fehler machen zu dürfen. Da sie aber nur noch danach beurteilt werden, ob ihre Programme Einschaltquoten erzielen, verlieren andere Qualitätskriterien wie Dramaturgie, Bildgestaltung oder Schnitt an Bedeutung. Gut ist im internen Blick der Sender inzwischen nur das, was Quote macht.

Sabine Rollberg, junge welt, 30.4.2022 (online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)