Zitiert: Wir brauchen Teams – und zwar generationsübergreifende

Wann immer ich mich dabei ertappe, über die sogenannte Generation Z zu mosern, lenke ich meine Gedanken bewusst zurück zu meinem eigenen Berufseinstieg. Damals kam ich von der Journalistenschule in eine gerade im Aufbau begriffene Redaktion. Wir waren alle um die 30 und in ähnlichen Verhältnissen aufgewachsen. Nach Dienstschluss gingen wir zusammen in die Kneipe und sprachen darüber, wie wir unsere Arbeit noch verbessern könnten. Wir hatten ja keine anderen Verpflichtungen und brannten für unseren Beruf.

Genau so ein erfüllendes Arbeitsleben wünscht sich der Nachwuchs heute. Stattdessen herrscht in vielen Redaktionen eine Disharmonie, die effektiven Journalismus sehr schwierig macht. Mal abgesehen vom Leistungsdruck, der getrieben wird von wachsenden Anforderungen und schwindenden Ressourcen, hat dies auch mit verschiedenen Haltungen und Sensibilitäten zu tun, an denen sich die Generationen scheiden. […]

Denn wir müssen die unterschiedlichen Erfahrungen, Lebensumstände, Perspektiven und Weltanschauungen dann fruchtbar machen. Dies passiert im Journalismus nicht automatisch. Es kann in einer Welt voller hochkomplexer Herausforderungen nur erfolgreich sein, wenn wir Teams dazu befähigen, einander zuzuhören und vertrauensvoll und effektiv miteinander zu arbeiten.

Dabei müssen alle einiges an Zeit investieren, um sich jenseits von Videoschalten miteinander vertraut zu machen. Die Stärken Einzelner müssen sinnvoll eingesetzt, Aufgaben aber immer gerecht verteilt werden. Sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu einigen, kann keine Standardlösung sein. Es muss eingeübt werden, in der Sache konsequent und auch hart Kritik zu üben, ohne dabei andere persönlich zu verletzen. Das kostet Gedanken und Energie.

Solche Investitionen sind aber notwendig, damit die Generationen in den Redaktionen von heute effektiv zusammenarbeiten. Sie zahlen sich langfristig garantiert auch in anderer Hinsicht aus. Denn wer hier anpackt, macht sein Haus schon jetzt für die Diversität bereit, für die wir streiten. Der wird die besten Köpfe aus allen Sphären gewinnen, die fleißigsten Rechercheure, die versiertesten Erzählerinnen. Der stellt die Teams der Zukunft auf.

Henriette Löwisch, journalist.de, 15.12.2023 (online)

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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)