Zitiert: Wie sich die ARD kulturell kleinmacht

Kultur ist darin eine explizit ausgewiesene Aufgabe, und sie steht sogar an erster Stelle, genau geschieden von der Funktion der Unterhaltung. Nun kann man sich trefflich streiten, was Kultur ist, die nicht in Unterhaltung aufgeht. Vielleicht hätte man früher über Kunst gesprochen, aber diesen Begriff nimmt niemand mehr in den Mund, weil er einen negativen Beigeschmack hat. Wieso, frage ich mich seit Längerem. Klingt er elitär? Verstaubt? Ich weiß nur, dass die, die ihn vonseiten der ARD vermeiden, selbst hoch ausgebildet sind, meist aus akademischen Hintergründen kommen und mir nun erzählen, dass das die Menschen nicht mehr wollen. Es sei arrogant, daran festzuhalten, man müsse ja den öffentlich-rechtlichen Rundfunk für alle machen und nicht nur für einige wenige.

Man könne sich also auch nicht mehr haufenweise Klangkunst leisten wie in den Neunzigern. Die ARD ist vielfältig und vielschichtig, ein nach wie vor großartiger Ort, und, das sind die guten Nachrichten, es gibt ausreichend Wissen und Fähigkeiten bei den Leuten, die in den Sendern arbeiten. Aber was stimmt mit einer Sendeanstalt nicht, wenn sie beispielsweise exzellente Tonmeister nicht mehr beauftragen, diese Aufträge an Plattformen wie Audible weitergeben, die wiederum genau diese exzellenten Tonmeister buchen und dann auf das Erstaunen der Auftraggeber treffen, wie großartig dieselben Tonmeister seien, mit denen man seit Jahren zusammengearbeitet hat?

Kathrin Röggla, sueddeutsche.de, 24.07.2024 (online)

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