Zitiert: Was war noch mal Sprache?

Am besten erklären lässt sich das am unterschiedlichen Verständnis von Sprache, die von links betrachtet vor allem ein Machtinstrument ist, das die Wirklichkeit nicht nur abbildet, sondern prägt und verändert. Daher das Interesse am Gendern, an Straßenumbenennungen, daher die Warnungen vor rechten Narrativen, die mit zunehmender Verbreitung eine neue Wirklichkeit schaffen können.

Das ist alles real und lässt sich nicht abstreiten. Aber im rechten Spektrum hält man den Einfluss von Sprache für vollkommen überbewertet. Hier ist Sprache eher ein Transportmittel für Inhalte, das sich nicht ständig verändern sollte, weil sonst Verlässlichkeit und Verständlichkeit verloren gehen.

Daher die kritische Haltung zum Gendern, das Unverständnis bei Straßenumbenennungen, und so kommt es auch dazu, dass man rechts von der Mitte rechten Narrativen oder Darstellungen, die Ressentiments festigen, keine so große Bedeutung gibt. Hier ist das, was für Linke ein rechtes Narrativ ist, unter Umständen einfach der sprachliche Ausdruck des Gefühls: Es ist doch so.

So kann es dazu kommen, dass ein journalistisches Format im linken und rechten Spektrum völlig unterschiedlich bewertet wird. Konservative Beobachter wie Michael Hanfeld sehen ein Format, das die Dinge so darstellt, wie sie im eher rechten Spektrum bewertet werden, Linke sehen rechte Narrative. Und möglicherweise ist beides vorhanden – nur, man verortet die Übergänge an unterschiedlichen Stellen.

Das Thema Migration sieht man im eher rechten Spektrum tendenziell kritisch. Das ist das gefühlte Normalnull. Damit ist eine kritische Darstellung von Einwanderung total stimmig.

Von links – hier ist Einwanderung erst mal etwas Neutrales – erkennt man ein Ungleichgewicht. Hier würde man sogar sagen: Der kritische Blick auf Einwanderung ist falsch; es ist ein rechtes Narrativ. Und rechte Narrative zu transportieren, ist kein Journalismus.

Man wird sich nicht einig. Das kann man feststellen. Und so kommt es zu unterschiedlichen Einschätzungen dazu, was noch im Rahmen des Vertretbaren stattfindet. […]

Am allerüberzeugendsten wäre gewesen, wenn man das Format zusammen so verbessert hätte, dass am Ende deutlich geworden wäre: Hier geht es nicht um linke oder rechte Haltungen, sondern einfach um die von allen getragenen journalistischen Qualitätsstandards.

Ralf Heimann, MDR Altpapier, 18.09.2025 (online)

 

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Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)