Zitiert: Verbot russischer Staatsmedien ist ein Fehler

Wenn der Westen jetzt Medien verbietet, sendet er eine widersprüchliche Botschaft. Daher haben ja auch Journalistenorganisationen wie Reporter ohne Grenzen die Entscheidung der EU kritisiert. … Von Desinformation sprechen wir in der Regel, wenn unwahre Informationen mit einer Schadensabsicht verbreitet werden. Beide Dimensionen sind aber sehr schwer zu messen und zu identifizieren. Daher ist es sehr problematisch, mit regulatorischen Maßnahmen bis hin zu einem Verbot dagegen vorzugehen. …

Umgekehrt muss es nicht schädlich sein, wenn westliche Bürger einen Blick auf die russischen Propagandamedien werfen können. Sie sehen dann, wie der Krieg in Russland verkauft wird. Auch für unsere Analyse der Situation ist es hilfreich, den Diskurs in Russland zu kennen. …

Die Verbotsentscheidung impliziert, dass diese Medien unglaublich gefährlich für den öffentlichen Diskurs im Westen sind, weil viele Bürger ihre Nachrichten konsumieren und ihren Desinformationen aufsitzen. …

Unsere Angst vor russischer Desinformation ist stark getrieben durch Erfahrungen in den Jahren 2015/2016 mit der Wahl Donald Trumps und dem Brexit. Studien zeigen aber, dass russische Desinformation im Westen kaum zu diesen Ereignissen beigetragen hat.

Christian Hoffmann, kress.de, 03.03.2022 (online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)