Seit anderthalb Jahren püriert die ARD nachrichtenmüden Zielgruppen Tagesaktualität in personalisierter Podcast-Form weg und steckt zur Deko ein Kuriositätenschirmchen drauf. […] Im Grunde genommen ist der „Tagesschau“-Morgenpodcast der Versuch, einer Zielgruppe, die sich eigentlich nicht für Nachrichten interessiert, das Gefühl zu geben, trotzdem welche konsumiert zu haben. […]
Nicht mal den selbst gesetzten Anspruch, Hörer:innen konkreten Nutzwert für ihr Leben zu liefern, kann man erfüllen. […] Statt komplexe Themen verständlich zu machen, wie es Aufgabe der vielleicht wichtigsten Nachrichtenmarke im deutschen Fernsehen sein müsste, werden sie trivialisiert.
Das ist auch deshalb problematisch, weil die „Tagesschau“ bislang für präzise, faktenbasierte Berichterstattung, Neutralität und Sachlichkeit, Priorisierung nach Relevanz sowie verlässliche, benannte Quellen steht. „15 Minuten. Der tagesschau-Podcast am Morgen“ ist das exakte Gegenteil davon: eine täglich produzierte Gurkenlasterzusammenstoß-Meldungsanalogie, der die Marke „Tagesschau“ auf Formatradioniveau kleinfaltet. Und die ARD ist „stolz“ drauf.
Peer Schrader, dwdl.de, 09.11.2025 (online)

