BBC-Journalistinnen und -Journalisten unterliegen einem noch strengeren Objektivitätsgebot als ihre Kolleginnen und Kollegen in Deutschland. Doch auch sie werden als parteiisch empfunden. Und das liegt einfach daran, dass das Denkmodell von einer objektiven Berichterstattung, die sowohl Konservativen als auch Linken und Liberalen gefällt, in der Wirklichkeit keine Entsprechung hat.
Die Forschung zeigt im Grunde das Gegenteil: Anhänger politischer Lager, vor allem die an den Rändern, empfinden neutrale oder ausgewogene Berichte oft als gegen die eigene Seite gerichtet. Das nennt man den Hostile-Media-Effekt.
In anderen Worten: Je ausgewogener und objektiver Medien berichten – also je mehr sie tatsächlich die Argumente beider Seiten abbilden, desto weniger zufrieden sind die Menschen mit starken politischen Meinungen – und das sind die mit den lauten Stimmen, die medial auch die Wahrnehmung prägen.
Hinzukommt, dass die Maßgabe, ausgewogen zu berichten, oft zu einer falschen Balance führt, die in der Absicht einer ausgewogenen Darstellung die Wirklichkeit verzerrt. […]
Es ist weltweit kein einziger Fall bekannt, in dem ein öffentlich-rechtliches System durch Zugeständnisse und Sparprogramme erreicht hat, die Kritiker von rechts hinterher ganz zufrieden waren.
Ralf Heimann, MDR Altpapier, 13.11.2025 (online)

