Zitiert: Reporterformate – ein „authentischer“ Host ersetzt keine Recherche

Doch was haben die Nutzer:innen eigentlich davon, dabei zuzuschauen, wie Reporter:innen telefonieren, Auto fahren oder vor dem Bildschirm sitzen? „Wenn es kein authentischer Moment ist, der mir wirklich etwas über die Geschichte und ihre Entstehung erzählt, erst einmal nichts“, sagt Dietmar Schiffermüller, Redaktionsleiter von „Strg_F“, das vom NDR für „funk“ produziert wird. …

Aber was ist daran „authentisch“, wenn Reporter:innen vor der Kamera berichten, dass das jetzt das entscheidende Telefonat war, dass sie jetzt den wichtigsten Gesprächspartner treffen? Sie wissen schließlich auch, dass die Kamera läuft.  Der gesellschaftliche Hunger nach authentischem, eigenem, echtem Erleben ist so groß, dass er zu einer Fetischisierung von „Echtheit“ führt. Und die ist auch im Journalismus häufig anzutreffen. …

Tiefgründige militärische oder politische Analysen oder ausführlichen historischen Kontext hält man für die Zielgruppe offenbar für wenig relevant. Oder man befürchtet, dass das kaum geguckt werden würde. Ob zu Recht oder nicht, bleibt offen. Der Erfolg bestätigt die Machart anscheinend: Die Abo- und Abrufzahlen vieler Kanäle und Filme sind sechs- oder sogar siebenstellig.

Doch rechtfertigt das die Redundanz und den zum Teil geringen Informationsgehalt?

Andrej Reisin, uebermedien.de, 8.4.2022 (online)

Kommentar verfassen

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)