Das gern gepflegte Ost-West-Stereotyp, wonach Ostdeutsche besonders skeptisch gegenüber den öffentlich-rechtlichen Medien (ÖRR) seien, hält den Fakten der BLZ-Meinungsumfrage allerdings kaum stand. Die Vertrauenswerte in den ostdeutschen Bundesländern rangieren allesamt im Bundesdurchschnitt oder sogar darüber. […]
In Brandenburg-Süd vertrauen 36 Prozent, in Mecklenburg-Vorpommern 38 Prozent und in Sachsen-Anhalt 34 Prozent den ÖRR. Verglichen damit zeigen westdeutsche Regionen wie das Saarland (23,6 Prozent), Freiburg in Baden-Württemberg (20 Prozent), Niederbayern/Oberpfalz (22 Prozent) oder Münsterland/Nordrhein-Westfalen (23 Prozent) eine deutlich negativere Haltung gegenüber dem ÖRR. Die These, nur der Osten oder die AfD seien „Anti-ARD“, wird spätestens hier widerlegt – vielmehr gibt es offenbar ein deutschlandweites Grundproblem, das sich regional unterschiedlich ausprägt. […]
Bundesweit gaben lediglich 31 Prozent der Befragten an, Vertrauen in ARD, ZDF und Deutschlandfunk zu haben. Was besonders ins Auge sticht: Die Jungen stehen den Sendern noch reservierter gegenüber als ihre Eltern und Großeltern; unter den 16- bis 29-Jährigen vertrauen nur 25 Prozent den öffentlich-rechtlichen Medien. Der Bildungsgrad hingegen hat in sämtlichen Altersgruppen kaum Auswirkungen. Ob Hauptschule oder Masterstudium: Die ÖRR-Werte sind schlecht. […]
Und ein weiteres regionales Klischee zerbricht zumindest an den Daten von August. Besonders Berlin und Brandenburg stechen hervor – mit klaren eigenen Präferenzen, auf die das öffentlich-rechtliche Programm aber kaum reagiert. So fordern in Berlin und Brandenburg rund 35 Prozent die erneute Einführung einer Wehrpflicht, im bundesweiten Vergleich nur 26 Prozent. Das Thema findet im öffentlich-rechtlichen Rundfunk kaum Beachtung – nur 0,58 Prozent der Sendezeit wird laut BLZ-Medienanalyse für Wehrpflichtberichterstattung aufgewendet.
Lukas Kuite, berliner-zeitung.de, 18.09.2025 (online)

