Viele junge Menschen dürften sich sehr wohl des Betrugs an sich selbst bewusst sein. Möglicherweise stellen sie trotzdem fest, wie KI immer weitere Teile ihres Studiums übernimmt, bei eigentlich besten Absichten. Wo ist die Grenze zwischen einem kontrollierten, möglicherweise nützlichen Einsatz von KI-Tools als digitalem Tutor und dem Punkt, an dem die Lernassistenten das Lernen ersetzen? Gibt es diesen Punkt trennscharf überhaupt? Was gilt als Schummeln? Und verändert nicht schon das dauernde Bewusstsein der Möglichkeit, sich auf Knopfdruck schwierige Texte zusammenfassen zu lassen, das Lesen? Die heutigen AI-Natives werden wohl irgendwann die Normen des Gebrauchs dieser Technologie setzen – zunächst im Streit mit den Älteren, dann im Streit untereinander.
Philipp Bovermann, sueddeutsche.de, 15.09.2025 (online)