Aber in Deutschland verschiebt sich ebenfalls etwas. Auch dort findet das rechtspopulistische Nius ein Publikum, ein Onlineportal, das spalten will. Und dem das wie im Fall der Schmutzkampagne gegen die Kandidatin für das Bundesverfassungsgericht, Frauke Brosius-Gersdorf, auch gelingt. Auch die jüngste Debatte um die ARD-Moderatorin Julia Ruhs ist von der Idee getrieben, dass im öffentlich-rechtlichen Rundfunk rechter und linker Journalismus stattfinden muss. Platz für Moderatorinnen mit unterschiedlicher Haltung muss es selbstverständlich geben. Aber was soll das sein: eine rechte oder linke Reportage? Man sollte doch viel eher darüber streiten, ob eine Reportage gelungen ist statt über die Frage, ob sie den richtigen politischen Filter hat.
Das alles heißt übrigens nicht, dass die Medien keine neuen Ideen, Formate und Gesichter brauchen. Und nebenbei: Podcasts sind toll. Aber Medienmacher, die sich als Kulturkämpfer verstehen, das ist kein Trend, von dem man sich wünschen sollte, dass er über den Atlantik schwappt.
Ann-Kathrin Nezik, sueddeutsche.de, 30.09.2025 (online)