Zitiert: Journalistisch betrachtet ist das Wörtchen „droht“ ideal

In den vergangenen Wochen ist mir bei der Zeitungslektüre aufgefallen, dass durch Corona eine Menge „droht“. Dieses kleine, dunkel-raunende Wörtchen erlebt gerade eine bedrückende Popularität. Quasi täglich kommt irgendein Corona-Bedrohungsszenario hinzu. Also habe ich mal im Archiv und im Internet nachgeschaut, was in den deutschen Medien, auch in der Berliner Zeitung, zuletzt an Bedrohungen ausgerufen wurde.

Durch Corona „droht“: eine Rekordverschuldung. Eine Masseninsolvenz. Eine Mega-Pleitewelle. Eine tiefe Depression. Ein Inflationsschock. Ein Zinsschock. Eine Doppel-Rezession. …..

Journalistisch betrachtet ist das Wörtchen „droht“ ideal, weil es gut und schlagzeilenträchtig knallt, aber in einer Zukunft spielt, die niemand kennt, niemand überprüfen kann. Ein Wort wie eine Glaskugel. Ein ewiges Vielleicht.

Jochen-Martin Gutsch, Berliner Zeitung, 30.05.2020 (online)

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Zitat der Woche
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)