Am Samstag moderiert Jörg Wagner zum letzten Mal das „Medienmagazin“ bei radioeins. Kaum jemand berichtet noch so akribisch über Medien wie er. […]
Jörg Wagner ist eine Institution. Eine „funkische Spitzenleistung des deutschen Medienjournalismus“, wie es einst in einer Laudatio auf ihn hieß.
Seit knapp 30 Jahren macht er eines der wenigen Medienmagazine im deutschen Radio, erst als Redakteur, dann als Moderator, zuletzt als One-Man-Show. Und nun ist Schluss: Am 27. 12. moderiert er seine letzte Sendung. Das Medienmagazin läuft weiter, ab 10. Januar übernimmt die Journalistin Teresa Sickert. […]
Sein Podcast war einer der ersten überhaupt im RBB, 2006 war das, da war noch nicht mal das iPhone erfunden.
Die Kürze, der vor allem beim Privatradio so beliebte Einsdreißiger, war noch nie seins. Wenn Wagner einmal anfängt nachzufragen, dann wird daraus ein langes Gespräch. […]
Am besten hören konnte man das, wenn er die Skandale seines eigenen Hauses aufgearbeitet hat: die misslungene Recherche zu den MeToo-Vorwürfen gegen den Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar oder das Ausgabenfiasko unter der Intendantin Schlesinger.
In keinem anderen Medium wurde diese Affäre so kleinteilig aufgearbeitet wie im Medienmagazin. […]
Er ist der lebende Rundfunkauftrag und leistete damit der gesamten Branche einen großen Dienst. Denn wer Wagners Sendung hörte, der verstand danach besser, wie Journalismus funktioniert.
Und das ist heute vielleicht wichtiger denn je.
Anne Fromm, taz.de, 22.12.2025 (online)

