Die Regisseurin Aelrun Goette erzählt von kleinen Fluchten, von Mode, Schönheit und starken „Ostweibern“. Ihr Film ist eine Einladung, genauer auf den Staat zu schauen, den es nicht mehr gibt.
Das Ende muss der Anfang sein, dieser Satz von der Freiheit am Schluss des Films, der einem lange nachgeht. „Entweder du bist frei, dann bist du’s überall“, sagt Rudi ohne große Bewegung in der Stimme, „oder du bist es nicht. Dann nützt dir auch der Westen nichts.“ […]
Wie kaum eine andere Fotografin verstand und versteht sie die Kunst der Inszenierung. Für die Sibylle hat Ute Mahler mit ihren Models Geschichten erzählt, Reportagen fotografiert, hat sie in Straßenbahnen gesetzt, in die Kaufhalle gestellt, an den Taxistand, auf den Berliner Bebelplatz – vor all die übergroßen Porträtfotos der Kandidaten des Politbüros. Sie hat, wie ihre Kollegen auch, die Wirklichkeit der DDR immer etwas anders erzählt. […]
Ute Mahler sitzt am Tisch in der Küche, einem bergenden Raum, und erzählt. Enorm frei und selbständig hätten sie damals gearbeitet. Es ging ja nicht um Verkauf. Die Fotografen waren „keinem Designer verpflichtet, keiner Kette“ und konnten „das sozialistische Frauenbild“ auf ihre Weise interpretieren. So entstanden Bilder mit subtilen Botschaften, Fotos, die anders waren, in der Wirkung oft subversiv. […]
Aber man frage sich natürlich, warum „immer nur auf die Ökonomie geguckt, die Kultur aber, als wesentlicher Bestimmungsfaktor für soziale Identitäten total vernachlässigt wurde. Kultur auch im Sinne von Anerkennung von biografischer Erfahrung“.
Renate Meinhof, sueddeutsche.de, 28.9.2022 (online)
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