Der klassische Agenda-Setting-Effekt tritt bei jungen Menschen nur noch eingeschränkt auf. Selbst bei formal hoch Gebildeten wirkt er zwar bei aktuellen Schlagzeilen, aber kaum noch bei hintergründigen Themen außerhalb des eigenen Interessenshorizonts.
Medienökonomisch gilt: Die traditionellen Marken sind präsent, doch die Rezeptionswege haben sich radikal verschoben. Klassische Nachrichtenportale und Apps spielen eine Nebenrolle; der Zugang zu Informationen erfolgt vor allem über Social Media und Podcasts. Für Geschäftsmodelle der Branche ist das eine schwierige Ausgangslage. Langfristige, zukunftsfähige Erlösquellen sind schwer zu identifizieren, und die Entwicklungen bei Künstlicher Intelligenz bieten bislang keine Lösung. Realistische Szenarien für die Medienzukunft müssen daher entwickelt werden. Empirische Daten sind dafür eine notwendige Grundlage, qualitative Studien gewinnen zusätzlich an Bedeutung, da sie tiefere Einblicke in Nutzungsweisen und Erwartungen ermöglichen. […]
In der Nachrichtennutzung zeigt sich somit ein klarer Generationsbruch. Es geht längst nicht mehr nur darum, klassische Medien wie Zeitung, Radio oder Fernsehen ins Netz zu übertragen und ihre Inhalte in ein neues Format zu gießen. Was früher für junge Menschen oft bedeutete, bestimmte journalistische Autoren zu lesen, verlagert sich heute hin zu Influencern oder Podcastern. […]
Die Online-Angebote großer Medienhäuser erreichen damit viele junge Menschen nicht mehr. Und wenn traditionelle Medien schon unter Hochgebildeten nicht mehr flächendeckend wahrgenommen werden, stellt sich erst recht die Frage, welche jungen Menschen durch die aktuellen Angebote überhaupt erreicht werden und wie Teilhabe breiter gesellschaftlicher Gruppen ermöglicht werden kann
Konrad Scherfer, epd medien, 23.09.2025 (online)