Zitiert: „Immer die gleiche Polizeiarbeit“

Krimis sind nie einfach Unterhaltung. Sie prägen unser Verständnis von Wahrheit und Gerechtigkeit, sagt Kulturwissenschaftlerin Sandra Beck. …. Sowohl Täter*innen als auch Ermittler*innen übernehmen im Krimi eigentlich nur eine bestimmte Funktion. Die Täter*innen verursachen eine Störung, das ruft die Ermittler*innen auf den Plan, die versuchen, diese Störung zu heilen, oder zumindest, das Taträtsel zu lösen. Das klassische Erzählprinzip ist: Wer war es und warum? Um diese zentralen Rätselfragen zu lösen, greifen Krimis gezielt darauf zurück, dass sie die Erzählperspektive sehr eng an die Perspektive der Ermittler*innen zurückbinden. …. Eines der grundlegenden Probleme ist, dass immer nur die eine Wahrheit erzählt wird. Und die war lange an eine westliche, europäische, weiße Per­spektive gekoppelt. Polizeiserien können aber durchaus zeigen, dass es eben nicht nur die eine Perspektive auf Wahrheit gibt. Oder den einen Blick auf Täter*innen als diejenigen, die verfolgt, vor Gericht gestellt und weggesperrt werden. Ich glaube, Serien sollten sich trauen, Zuschauer*innen etwas zuzumuten: nämlich sich selbst infrage zu stellen und auf ­spektakuläre Serienmörderplots, die wir sehr gut von uns weghalten können, zu verzichten. Verbrechen müssen stärker in ihren sozialen Kontexten beleuchtet werden, also die Frage gestellt werden: Welches Verbrechen ist denn eigentlich symptomatisch für welche Gesellschaft? Das würde bedeuten, dass wir den Fokus von ­Gewaltverbrechen wegnehmen und uns zum Beispiel stärker der White-collar-Kriminalität zuwenden, also Straftaten, die in privilegierten Gesellschaftsschichten vorkommen. Denn die werden bislang nicht so oft thematisiert.

Sandra Beck, taz.de, 14.06.2020 (online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)