Zitiert: Fernsehen vor 1990

Ich erinnere mich, wie ich Nachrichten im Fernsehen schaute. Ich muss so um die neun Jahre alt gewesen sein. Und sie klangen langweilig und gleich – und falsch. Als ob jemand Gedichte vorträgt statt Nachrichten. Ich fragte meine Mutter: „Ist das echt? Das klingt wie Theater.“ Und sie sagte: „Wenn du Nachrichten willst, musst du ‚Radio Liberty‘ hören.“ Sie gab mir ein Radio. Ich begann, jeden Tag das genaue Gegenteil dessen zu entdecken, was ich im Fernsehen gehört hatte. Ich wuchs während des sowjetischen Afghanistankriegs auf und bekam zwei diametral entgegengesetzte Versionen derselben Geschichte präsentiert. Ich musste die Wahrheit finden. Ich begann, mehr und mehr Sender zu hören – Radio China, Radio Tirana. Wenn man viele verschiedene Versionen hat, beginnt man, ein Diagramm davon zu zeichnen, was wahrscheinlich die Realität ist. Das war meine erste Erfahrung damit, die Wahrheit zu finden. Der nächste Schritt bestand darin, die Leute um mich herum von der Wahrheit zu überzeugen. Meine Großeltern waren Kommunisten, sie glaubten mir nicht. Aber ich begann, ihnen logisch darzulegen, wo sie sich irrten. Und manchmal überzeugte ich sie. Wenn man sehr transparent damit ist, wieso man etwas glaubt, dann kann man jemanden überzeugen. Das ist der Unterschied zwischen Bellingcat und anderen Medien: Wir gingen komplett transparent damit um, wie wir etwas bewiesen, und wir erlaubten es anderen, unsere Ergebnisse zu replizieren und zu überprüfen. Das war es, was Journalismus interessant für mich machte.

Christo Grozev, faz.net, 13.10.2025 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)