Wie nahezu alle Erfolgsphänomene des Kinderfernsehens ist auch die Beliebtheit des Kastenbrots durch das Team des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) beim Bayerischen Rundfunk wissenschaftlich erforscht worden. Interessanterweise schnitt Bernd 2007 bei den Jungs deutlich besser ab als bei den Mädchen. Die Mädchen, fasst IZI-Leiterin Maya Götz die Ergebnisse zusammen, „betrachten ihn distanziert, halten ihn für inkompetent, was Freundschaften angeht, und wollen ihn auf keinen Fall als großen Bruder.“ Jungen sahen das ganz anders: Sie waren überzeugt, dass man mit Bernd garantiert viel Spaß haben würde.
Was auf den ersten Blick irritiert, ist aus Sicht der Medienwissenschaftlerin logisch: Von Jungs werde erwartet, „dass sie aktiv, sportlich und durchsetzungsfähig sind. Sie sollen einen Drachen töten und die Prinzessin retten“ – und da beginnt das Problem. Ein Drache ließe sich ja vielleicht noch finden, aber ihre Rettung haben die Prinzessinnen längst selbst in die Hand genommen.
Götz formuliert das so: „Die Welt von Jungen in Kita und Grundschulalter ist vor allem von sehr kompetenten und machtvollen Frauen geprägt; und von Mädchen, die meist alles besser hinbekommen als sie.“ Zu diesen Erfahrungen geselle sich gerade in der Pubertät ein ausgeprägter Wunsch nach Ruhe und Entspannung. Diese Bedürfnis finde im „symbolischen Material“ unserer Kultur jedoch keine Entsprechung. Außer bei Bernd, der mit Begeisterung tut, was bei Kindern und Jugendlichen ungern gesehen wird: nichts, aber das mit großer Hingabe.
Tilmann P. Gangloff, epd medien, 31.08.2025 (online)