Zitiert: Endlich sind die Handys weg

Die Jugendlichen spielen wieder Karten. Manche flirten sogar live. Und Eltern haben es überhaupt nicht eilig, das einkassierte Handy ihres Kindes abzuholen. Ein Resümee aus Luxemburg, wo das Bildungsministerium einen radikalen Schnitt gewagt hat. […]

Bei der praktischen Umsetzung wurden die Schulleitungen kreativ. Kisten, Taschen oder Schließfächer – jede Schule erfand ihr eigenes Handy-Parksystem. Manche bestimmten ganze Korridore zu handyfreien Zonen, andere verboten die Geräte auf dem gesamten Schulgrundstück, einige erlaubten sie in der Mittagspause, und viele ließen den Großen mehr Freiheit als den Kleinen. Am Handyverbot selbst aber ist nicht mehr zu rütteln. […]

Hilfe brachte der französische Psychoanalytiker Serge Tisseron mit seiner 3-6-9-12-Regel: Die kindliche Psyche brauche altersgerechten Schutz, also: unter 3 kein Kontakt mit Bildschirmen. Bis 9 nur begleitet ins Internet. Ab 12 ein Smartphone, aber bitte mit klaren Grenzen und häufigen Familiengesprächen. Tiktok wird nicht verboten, Eltern und Kindern aber müssten über die Erlebnisse im Netz zusammen reden. Erst ab 15 ist der Mensch wirklich reif für einen Alleingang in den digitalen Welten, sagt Tisseron.

Das Erziehungsministerium präsentierte die Empfehlungen des Forschers mit großem Tamtam, produzierte Plakatkampagnen, Kinoclips, Insta-Posts, verteilte Spielekisten an junge Eltern und Aufklärungsbroschüren. Man wollte möglichst viele Eltern für die Regeln sensibilisieren. Mit Erfolg.

Fast alle Familien in Luxemburg wissen inzwischen, wie riskant der unkontrollierte Umgang mit dem Smartphone ist. Bildungsnah oder -fern, viele geben ihr Bestes, um ihre Kinder zu schützen.

Judith Reicherzer, sueddeutsche.de, 05.09.2025 (online)

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Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)