Ich bin mit dem Föderalismus aufgewachsen, ich liebe das und komme damit zurecht. Föderalismus ist herausfordernd, und zwar jeden Tag in den ARD-Strukturen. Im Reformstaatsvertrag ist jetzt das Federführerprinzip als zentrales Ordnungsprinzip festgehalten, und es liegt an uns, das so auszugestalten, dass wir den Anforderungen gerecht werden, die von außen auf uns einprasseln. […]
Das ist der Hort von Kreativität und von Regionalität. Die ARD ist überall. Wir machen nicht „Moma“ und „Mima“ aus Berlin, sondern aus Köln und Leipzig. Die Beiträge der „Tagesschau“ und der „Tagesthemen“ kommen aus den einzelnen Landesrundfunkanstalten. Wir haben nicht eine Redaktion, ein Haus, sondern in allen Bereichen, ob Unterhaltung, Fiktion, Doku, Information, sind wir immer auch in einem Wettbewerb um die besten Ideen. Wir sind vielfältiger, weil es bei uns immer mindestens fünf bis sechs gute Ideen gibt. Das führt auch im Ergebnis zu einem weniger konformistischen Programmangebot. […]
Ich bin überrascht worden von dem Kraftaufwand, den es braucht, sich auf veränderndes Mediennutzungsverhalten einzustellen. Also zu erkennen, dass das Bewegtbild, so wie wir es aus dem Fernsehen kennen, eine veränderte Rolle spielt und dass wir uns umstellen müssen. Und das dann in einem System wie der ARD zu verändern, da bin ich jetzt schlauer, wie Prozesse und Abläufe zu gestalten sind. Ich habe auch gelernt, dass man gewissen Mut braucht, Dinge auszuprobieren. Und dass dann aber im Umkehrschluss auch Sachen schiefgehen dürfen.
Christine Strobl, sueddeutsche.de, 09.12.2025 (online)

