Zitiert: Die Wiedervereinigung als DDR-Geschäft

Die Wiedervereinigung war ein großer Erfolg, doch in West und Ost überwiegt bis heute die Enttäuschung. Hartnäckig hält sich der Verdacht, dass die Treuhand versagt hätte. Dieser Irrtum verdeckt das eigentliche Problem: Die Einheit wurde zu einem guten Geschäft für die Vermögenden, während die Angestellten – in Ost und West – zu zahlen hatten. Es lohnt ein Blick zurück. … Die oberen Schichten wurden vor allem durch den „Solidaritätszuschlag“ belastet, der am 1. Juli 1991 eingeführt wurde. Trotzdem war die Wiedervereinigung gerade für die Vermögenden ein äußerst lukratives Geschäft: Sie profitierten von enormen Steuervergünstigungen, die die Investitionen in Ostdeutschland ankurbeln sollten. Diese Subventionen erreichten oft abenteuerliche Ausmaße, weil sich direkte Zuschüsse vom Staat mit diversen Steuernachlässen höchst gewinnbringend kombinieren ließen. Trotz Soli zahlten viele Gutsituierte nicht etwa mehr Steuern, sondern sparten sogar noch. Ausgerechnet die Reichen wurden gefördert, als es galt, die Einheit zu finanzieren.

Ulrike Herrmann, Le Monde diplomatique vom 12.09.2019 (online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)