Das Medium, in dem ich arbeite, ist ein Narrativ und verträgt nicht viele Perspektiven. Die Schwierigkeit des Sprechens über die DDR beginnt der Frage: Warum? Und für wen eigentlich? Die meisten Leute im Osten, die Filme machen, machen sie für den Westen. Auf diese Weise werden die Filme automatisch dümmer. Nicht weil die Leute im Westen dümmer sind, sondern weil die Filme in den Modus der Erklärung, Entschuldigung oder Rechtfertigung fallen.
Die Gegenwart ist der Feind der Genauigkeit. Wenn ich die Zeitung aufschlage, habe ich schon verloren. Ich gerate in ein Handgemenge, das mich aus der eigenen Rede reißt. In einer Zeit, in der die Begriffe Demokratie und Freiheit nur noch im Singular vorkommen, ist kein Platz für Widersprüche.
Andreas Goldstein, berliner-zeitung.de, 02.10.2025 (online)